Dieser Audiobeitrag wird von der Universität Erlangen-Nürnberg präsentiert.
Ok, wie Sie sehen, habe ich mich entschlossen, sozusagen auf Wunsch eines Kommilitonen von Ihnen einen kleinen Exkurs zu machen.
Zeitlich kann man uns das, glaube ich, gerade so erlauben.
Die Frage war, ich hätte doch gesagt, man kann mit der Singulärwertzerlegung Milliarden verdienen, und da sollte ich doch nochmal was zu sagen.
Das kommt eben davon, wenn man den Mund zu voll nimmt.
Das war natürlich auch mehr metaphorisch gemeint, diese Bemerkung.
Aber ich sehe schon oder ich vermute da ein gewisses Allgemein oder ich hoffe dahinter ein gewisses allgemeines Bedürfnis zu sehen.
Denn Sie sind ja ein Stück weit in einer Zwickmühle mit diesem Mathematikstudium.
Sie haben gesehen, um überhaupt in die Mathematik einzudringen, heißt das, man muss sich hundertprozentig auf sie einlassen.
Aber so gut und wichtig das ist und so entscheidend auch eben für Anwendungen das ist, Mathematik zu lernen,
ich nehme an Sie wissen genauso gut, dass sozusagen nur mit Mathematik, nur in sehr wenigen Ausnahmefällen, es möglich ist, Geld zu verdienen.
Wenn Sie natürlich sagen, Sie wollen Professor oder Professorin für Algebra werden, also wohlgemerkt Algebra, nicht lineare Algebra, sowas gibt es nicht.
Das ist kein eigenes Forschungsgebiet der Mathematik mehr.
Dann ist es okay, dann hören Sie einfach weg, dann wissen Sie, wie Ihr Weg geht.
Das trifft vielleicht auf ein oder zwei zu oder auch nicht.
Und alle anderen, wenn wir jetzt mal wieder die Lehramtsstudierenden ausklammern, die sind sich sicher,
Sie haben ein klar umrissendes Berufswelt und Sie sind sich sicher, das hat nichts mit Mathematik zu tun.
Wenn man die Gruppe auch noch mal ausklammert, dann ist ja die Frage, was mache ich dann mal mit dem Mathematikstudium?
Und das heißt also, die Frage ist, wie viel Anwendungen von Mathematik lerne ich?
Ich benutze jetzt bewusst nicht das Wort angewandte Mathematik, obwohl ich mich als klarer Vertreter der angewandten Mathematik verstehe.
Denn angewandte Mathematik sollte eigentlich eher erstmal anwendbare Mathematik heißen.
In dem Sinn, dass das genauso wieder ein Stück Mathematik ist, was aber die Chance hat, eben reale Probleme zu lösen.
Dieses reale Problem lösen, das wird mittlerweile, das war früher nicht unbedingt so, jetzt auch in der angewandten Mathematik ganz vehement gemacht.
Das wird auch bei den Ingenieuren gemacht, ein Stück weit auch in den Naturwissenschaften.
Und das ist natürlich dann auch wiederum die Konkurrenz, den Sie gegenüberstehen.
Das heißt also, in irgendeinem Sinne müssen Sie dann auch besser sein und das kann natürlich nur von der Mathematik herkommen.
Andererseits kann man nur etwas über Anwendungsprobleme sagen oder letztendlich dazu beitragen, wenn man auch etwas darüber weiß.
Das ist ein Spagat und es ist sehr schwer in diesen Spagat einzuführen.
Zumindest gleich vom Anfang des Studiums an.
Da gibt es verschiedenste Hindernisse. Ich habe es versucht, das ist nicht angenommen worden.
Es gibt aber auch natürlich objektive Hindernisse. Man kann erst dann Mathematik anwenden, wenn man Mathematik kann.
Und die Problematik ist ein bisschen am Anfang, es ist zu wenig mathematische Substanz da, um gleich zu glauben, man kann in irgendwelche tolle Hightech-Anwendungen einsteigen.
Natürlich kann man irgendwelche Textaufgaben machen, wo jemand fünf Melonen und 27 Apfelsinen kauft oder sowas, aber das haben Sie ja genügend in der Schule gemacht.
Sowas meine ich nicht, das sind keine Anwendungen.
Ein bisschen hat das Orientierungsseminar, zumindest die angewandten Varianten, versucht, diese Lücke zu füllen.
Ich bin da auch nicht sehr glücklich darüber, dass das Orientierungsseminar jetzt unserer Studienreform zum Opfer gefallen ist.
Wobei die neue Prüfungsordnung, Studienordnung und Prüfungsordnung sehr viele andere Vorteile auch hat, sodass ich Ihnen in der Summe Ihnen, Sie sind ja der einzige Jahrgang, der wechseln kann.
Ich würde Ihnen schon raten, in die neue Prüfungsordnung zu wechseln, aber da kann man vielleicht bei Gelegenheit nochmal drüber reden.
Okay, also das ist sozusagen der allgemeine Rahmen, in dem man sich bewegt. Ein bisschen ist das wie so einer Geheimbund hier.
Sie werden sukzessive eingeführt, Sie müssen den Hohen Priestern vorne glauben, dass das schon irgendwo hinführt.
Das ist nicht wirklich optimal und Sie sollten das auch kritisch hinterfragen.
Und auf dem Hintergrund ist aber das zu sehen, was wir sozusagen an Anwendungen machen können, obwohl wir jetzt mittlerweile schon auch ein bisschen an mathematischem Material angesammelt haben dafür.
Das Wesentliche, also Mathematik und Anwendung ist kein Widerspruch. Was Studenten oft glauben ist, jetzt habe ich da meine, was wir in den Veranstaltungen über mathematische Modellierung oft sehen,
die wir am Lehrstuhl machen, ist, da gibt es die Mathematikveranstaltung, da muss man ordentlich sein, da muss man ordentlich formulieren, da gibt es Beweise.
Und dann macht man was Praktisches mit Modellierung und dann kann man irgendwie so durch die Gelden schwarfen.
Das ist ganz gewiss nicht der Fall. Ich glaube, das ist eigentlich mein Ziel, Ihnen nahe zu bringen.
Jetzt gelandet ist, dass kein mathematischer Exaktheit und mathematische Struktur und auch ein Stück weit mathematische Abstraktion und Anwendung kein Widerspruch sind,
sondern sich ein Stück weit auch gegenseitig bedingen. Erst wenn ich eine mathematische Struktur irgendwo extrahieren kann,
in irgendeinem Anwendungsgebiet, was ich ein Stück weit als nicht Vertreter dieses Fachs verstanden habe, das trifft letztlich hier auf Sie alle zu.
Auch die, die Wirtschaftsmathematik machen, haben natürlich nicht so eine ökonomische Ausbildung schon allein von der Quantität her, wie jemand, der BWL oder VWL studiert.
Presenters
Zugänglich über
Offener Zugang
Dauer
01:32:24 Min
Aufnahmedatum
2015-06-03
Hochgeladen am
2015-06-08 19:19:58
Sprache
de-DE